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Gelesen: "Boxenstopp" von Reinhard Berk

Ein Mutmacher-Buch

Mitte 40, eben aus der Suchttherapie heraus, Ehe zerbrochen, Haus vor der Zwangsversteigerung, Arbeit weg, Führerschein weg - und dann diese Diagnose: Kehlkopfkrebs. Reinhard Berk versucht mit seinem Buch ("einfach ein kleines Stück Erzählung") Selbsterlebtes zu bewältigen; Ängste und Gefühle lässt er seine Erzähl-Figur "Reinhold Beck" ebenso beschreiben wie die Selbstdisziplinierung, die ihn letztlich wieder zuversichtlich nach vorn blicken lässt.

"Es soll ein Mutmacher-Buch sein", schreibt Berk; er wolle damit auch "Betroffene, die eine Behandlung noch vor sich haben, besonders ansprechen". Er selbst ist teiloperiert worden; "ich habe Glück gehabt", urteilt er, lässt "Reinhold Beck" aber auch eindringlich eine Situation wenige Tage nach der Operation "am großen Fenster im 6. Stock des Krankenhauses" erleben: "Es fehlte nur ein kleines Stück und er hätte den Albatros gemacht".

Berk schildert Banales, das nur scheinbar banal ist. Etwa den plötzlichen Defekt seines Fernsehers: "Es sind diese Momente, die - so belanglos sie eigentlich sind - alles auf einmal wieder in Frage stellen. Kaum daheim und schon wieder ein neues Problem!" Oder das Versagen der Stimme unter Stress: "Die Frau schaute ihn an, als sei er das Ungeheuer von Loch Ness". Oder die Untertanen-Rolle des Hartz-IV-Bürgers vor den Ämtern: "Der Mitarbeiter der Arge begrüßte Reinhold, ohne ihn dabei anzusehen". Berk beschreibt nicht nur, er bezieht auch Stellung. Womöglich macht auch das dieses Buch aus - dieses Offensive, mit dem da einer sein Leben angeht - es macht Mut!
-nik

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