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Gelesen: "Die neue Stimme" von Werner Jakobi

Mit Wille und Energie Qualität gewinnen

Eine ganze Menge ostwestfälische Direktheit steckt in diesem schmalen, aber inhaltsreichen Heftchen. Er beschreibe darin "meine Art, die Schwierigkeiten zu akzeptieren und damit zu leben", bemerkt der Autor gleich am Anfang. Und dann gibt's da gleich noch einen Kernsatz: Den richtigen Weg müsse jeder Behinderte für sich allein finden - " aber er muss auch aktiv danach suchen und nicht darauf warten, dass andere es für ihn tun".

Das wäre schon beinahe die wichtigste Aussage, die der selbstständige Maschinenbau-Ingenieur, Jahrgang 1933, passionierter Ostsee-Segler, weitergibt. 2006/2007 hat er das aufgeschrieben; Ende 1994 war es gewesen, als sein Hausarzt ihm geraten hatte, doch einmal den HNO-Arzt nach seiner veränderten Stimme sehen zu lassen - "ich nahm das nicht wirklich ernst". Ende Januar 1995 dann doch Gewebeproben, Entfernung des rechten Stimmbandes, im Mai Tod seiner Lebensgefährtin, eineinhalb Jahre später ein Tumor zwischen Leber und Niere - Entfernung der Niere: Jede Menge Nackenschläge. 1998 eine "Traumreise", fünf Monate Ostsee-Segeltörn, Stimmprobleme gegen Ende der Segeltour - gleich danach, im Oktober Totaloperation. "Ich weiß, dass ich hier jetzt allein durch muss", schreibt der damals 65-Jährige später auf, findet "über weite Umwege" einen zwei Jahre zuvor am Kehlkopf Operierten, trifft sich mit ihm - und ist "grenzenlos deprimiert".

Immerhin: Er gerät an verständige Ärzte, die Pflege-Grundausstattung schleppt ihm Günther Herberhold (Sprachrohr 141, Aug. 2011) in die Klinik, eine Logopädin aus Herberholds damaligen Institut kommt ins Haus, erste Erfolge, gezielte Reha, sogar berufliche Wiederaktivierung - und er gibt auch etwas zurück, zum "Vorturnen" nämlich komme er bei Bedarf in die Kölner Klinik Hohenlind, schreibt der umtriebige Ingenieur, erzähle OP-Kandidaten, was auf sie zukommt. Und erlebe auch, wie Menschen sich selbst abhängig machen: Kanüle wechseln und reinigen, Stoma säubern, Haut pflegen - "Er machte nichts selbst, alles macht seine Freundin für ihn". Jakobis Fazit: "Fehlen Wille und Energie des Patienten, bleiben sie am Rande der Gesellschaft - das ist keine Lebensqualität". Nachdenklich macht seine Begründung, warum er nicht Mitglied im Bundesverband der Kehlkopfoperierten geworden ist: "Vereinscharakter", zu wenig unterstützende und weiterhelfende Informationen führt er unter anderem an. Da sollte sich in den Jahren inzwischen doch einiges geändert haben.

-nik

Werner Jakobi: Die neue Stimme - Lebensqualität durch Akzeptanz, 92 Seiten, Books on Demand, ISBN-13: 978-3-8334-9820-6, 8,90 Euro. Zu bekommen im guten Buchhandel oder im Internet-Versand, z. B. über diesen Link bei Amazon. *